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Glaubenssätze – die leise Stimme aus dem Untergrund, die so viel Macht über uns hat

Sep 11, 2023 | Allgemein

Glaubenssätze sprechen zu dir als deine innere Stimme, die deine Wahrnehmung, dein Verhalten und die Art, wie du auf das Leben reagierst, steuert. Glaubenssätze sind die Grundannahmen über uns, das Leben und andere Menschen, die wir im Laufe des Lebens entwickeln. Sie sind oft tief in uns verwurzelt und wirken leise und unbewusst und beeinflussen uns auf eine Weise, die wir häufig gar nicht wahrnehmen.

Wie entstehen Glaubenssätze?

Glaubenssätze entstehen in der Regel in unserer Kindheit. Es sind innere Überzeugungen, die sich in unserem Umfeld herausbilden. Dabei müssen sie nicht mal direkt ausgesprochen werden, sondern sie können sich auch durch das Verhalten der Eltern oder anderer Bezugspersonen entwickeln. Wenn du in deiner Familie beispielsweise das Thema Geld eine wichtige Rolle gespielt hat, weil nie genug da war, hast du unter Umständen verinnerlicht, dass Geld immer knapp ist, egal, wie hart du arbeitest. Sind deine Eltern freundlich und offen auf Menschen zugegangen und haben wohlwollend über Menschen geredet, so wirst du wahrscheinlich Vertrauen entwickelt haben, dass die Welt ein freundlicher Ort ist und entsprechend auf andere Menschen zugehen.

Wie auch immer sie sind: wir halten sie für wahr, auch wenn sie uns nicht dienlich sind.

Glaubenssätze sind mächtig

Wie du siehst, können Glaubenssätze positiv oder negativ sein. Sie sind wichtig, weil sie wie Stützpfeiler Stabilität und Ordnung in unser Leben bringen und uns helfen, uns in der Welt zurechtzufinden. Sie können uns ausbremsen oder uns beflügeln, je nachdem, welche Qualität sie haben, ob sie positiv oder negativ sind.

Beispiele für positive Glaubenssätze:

  • Ich bin wertvoll
  • Ich bin geliebt
  • Die Welt ist ein sicherer Ort, in dem ich mich wohlfühle
  • Ich vertraue darauf, dass alles, was ich brauche, zu mir kommt
  • Ich bin schön

Wie geht es dir, wenn du das liest? Regt sich Widerstand an der ein oder anderen Stelle? Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du dort negative Überzeugungen gespeichert hast, wie z. B.:

  • Ich bin nicht gut genug
  • Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden
  • Die Welt ist schlecht und ich muss immer aufpassen, dass mir nichts passiert
  • Das Leben schenkt einem nichts und ist harte Arbeit
  • Ich bin unscheinbar, andere Frauen sehen viel besser aus als ich

Negative Glaubenssätze hatten die Aufgabe, uns zu schützen, beispielsweise vor Enttäuschung.

Glaubenssätze und ihr Einfluss auf unsere Weltsicht

Wir nehmen die Welt durch unseren subjektiven Filter wahr und Glaubenssätze beeinflussen unbewusst sehr stark die Art, wie wir auf Situationen und Anforderungen reagieren. Außerdem haben sie einen enorm großen Einfluss darauf, wie wir uns selbst sehen. Da sie uns oft nicht bewusst sind und im Untergrund wirken, halten wir unsere eigenen Annahmen über uns für wahr und überprüfen sie gar nicht.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass negative Glaubenssätze einen starken Einfluss auf dich haben können, weil sie dich daran hindern, dein volles Potenzial auszuschöpfen und in die Welt zu bringen. Wenn du dich selbst für wertlos hältst, traust du dich unter Umständen nicht, deine Talente und Gaben mit der Welt zu teilen. Du denkst, alle anderen können es besser und niemand wird sich für dich interessieren.

Glaubenssätze wirken sich aus auf:

  • Unseren Selbstwert
  • Unsere sozialen Beziehungen
  • Unsere finanzielle Situation
  • Unsere Gesundheit
  • Unsere Partnerwahl

Das Auflösen negativer Glaubenssätze

Die gute Nachricht ist, dass sich Glaubenssätze auflösen lassen. Die schlechte ist, dass es – im Gegensatz zu dem, was oft propagiert wird – Zeit braucht. Heilung geschieht nicht durch das Sprechen von Affirmationen und schon ist alles gut! So funktioniert das aus meiner Erfahrung nicht.

Es gibt einige Methoden, mit denen Glaubenssätze aufgelöst werden können, wobei ich an der ein oder anderen meine Zweifel habe, aber dazu später mehr.

Zuerst einmal dürfen sie uns bewusst werden. Denn, wie oben beschrieben, sie wirken im Untergrund und es ist uns nicht bewusst, dass sie alle Lebensbereiche stark beeinflussen. Mit den folgenden Fragen kannst du sie dir bewusst machen:

  • Welche Annahmen habe ich über die Welt?
  • Welche Situationen begegnen mir immer wieder, und wie reagiere ich auf sie?
  • Was denke ich im Voraus über gewisse Situationen?
  • Wie spreche ich mit mir selbst: wohlwollend oder verurteilend?
  • Welche verallgemeinernden Grundannahmen habe ich?
  • Woher habe ich diese Überzeugung?
  • Wann habe ich das schon mal gefühlt?
  • Kenne ich diese Annahmen aus meiner Familie oder von anderen Bezugspersonen?
  • Wofür hat mir diese Überzeugung mal gedient?

Schreibe sie dir am besten auf, damit sie aus dem Unterbewusstsein geholt werden. Und dann spüre ihnen Satz für Satz nach. Nimm dir Zeit, schaffe dir einen Raum, in dem du ungestört sein kannst und bringe dich selbst in eine wohlwollende und mitfühlende Haltung dir selbst gegenüber.

Frage dich bei jedem Satz, ob er wirklich wahr ist, oder ob es auch eine andere Sichtweise geben kann?

Was machen die Sätze mit dir, wenn du ihnen nachspürst? Welche Gefühle kommen hoch? Spüre auch in deinen Körper und nimm wahr, wie und wo sie sich im Körper zeigen. Sie können sich als Verspannungen und Schmerzen darstellen, oder auch als Farben. Das ist sehr individuell.

Diese Gefühle wollen ausgehalten und durchlebt werden. Es ist wahrscheinlich, dass tiefe und schmerzhafte Gefühle in dir aufsteigen, sorge also bitte im Vorfeld gut für dich. Es kann Trauer, Scham, Wut oder ähnliches hochkommen, darauf solltest du dich einstellen.

Im nächsten Schritt kannst du ihnen positive Annahmen gegenüber stellen. Spüre auch hier in dich hinein, was es mit dir macht, wenn du sie positiv umwandelst. Es kann durchaus anfangs Widerstand entstehen, weil du einfach nicht gewohnt bist, so zu denken und zu fühlen. Das ist völlig in Ordnung! Versuche es immer wieder, sei hartnäckig und mache dir immer wieder bewusst, dass du anders denken und fühlen darfst, als du es bisher gewohnt warst.

Glaubenssätze und die Spiegelung der Außenwelt

Welche Erfahrungen machst du im Außen? Gibt es Menschen, die dich ganz anders, viel positiver sehen als du dich selbst? Wie fühlst du dich, wenn du ihnen ihre Sicht auf dich glaubst? Kannst du ihre Sichtweise zulassen und ihr nach und nach einen größeren Raum in dir geben? Wie fühlst du dich, wenn du ihnen Glauben schenkst? Spüre auch da genau hin und wenn positive Gefühle in dir aufsteigen, dann versuche sie zu halten. Vielleicht kannst du sie dir immer wieder vor Augen führen bzw. in deinem Körper spüren, wenn du dich daran erinnerst.

Glaubenssätze und Affirmationen

Eine häufig angepriesene Methode der Transformation negativer Glaubenssätze ist die Arbeit mit Affirmationen. Du machst dir die Glaubenssätze bewusst, schreibst sie auf und wandelst dann die negative Aussage in eine positive um.

Negativer Glaubenssatz Positiv umgewandelter Satz
  • Ich bin hässlich
  • Ich bin schön
  • Ich bin dumm
  • Ich bin klug
  • Ich bin nicht gut genug
  • ich bin wundervoll und wertvoll

 

Wie fühlst du dich, wenn du das liest? Glaubst du, dass es so funktionieren kann? Ich bin skeptisch, aber vielleicht ist das auch nur mein Glaubenssatz, der mich einschränkt. Probiere es auf jeden Fall gerne aus, wenn es dich anspricht. Du kannst die Umwandlung verstärken, indem du dir deine einschränkenden Glaubenssätze auf ein Blatt Papier schreibst, das in der Mitte gefaltet ist. Auf die linke Seite schreibst du die negativen Sätze, auf die rechte die positiven Umwandlungen. Du machst dir alles bewusst und schneidest dann die linke Hälfte ab und verbrennst sie in einem kleinen Ritual, um sie aufzulösen. Oder zerreißt sie in kleine Schnipsel und übergibst diese einem Fluss.

Fazit

Wir alle haben Glaubenssätze, manche sind dienlich, manche hindern uns. Sie waren immer der Versuch, uns vor negativen Erfahrungen zu schützen, aber im Laufe der Zeit kann sich ihre Qualität gewandelt haben und nun hindern sie uns womöglich daran, unser Leben zu leben und unsere Fähigkeiten und Talente in die Welt zu bringen.

Sie können gewandelt werden, aber das braucht Zeit. Heilung geht nicht von heute auf morgen. Unser ganzes System, das diese Glaubenssätze so lange aufrechterhalten hat, muss sich anpassen und das geht nicht in einem Fingerschnipsen.

Wichtig

Solltest du ein sehr herausforderndes Leben geführt haben, ist es unter Umständen sinnvoll, diese Arbeit nicht alleine durchzuführen. Vielleicht hast du eine gute Freundin, die für dich den Raum hält und dich begleitet? Natürlich kannst du dir auch einen Coach oder eine Therapeutin suchen, wenn du den Eindruck hast, dass du überwältigt werden könntest von dem, was sich zeigen kann. Sei bitte unbedingt verantwortungsvoll und liebevoll mit dir!